Ein Schwarz-Weiss-Foto, sechs Jungen, um die zehn Jahre alt, posieren spritzig mit Victory-Zeichen für die Kamera. Das war in Bethlehem im Jahr 1989 während des ersten palästinensischen Volksaufstands und der Dreharbeiten zu Robert Kriegs Dokumentarfilm „Intifada – Auf dem Weg nach Palästina“. Zwanzig Jahre später sind die Gebiete, die damals befreit werden sollten, von einer Mauer umschlossen. Wer waren die Kinder auf dem Bild? Wie leben sie heute? Leben sie noch?
Mit dem Foto in der Hand kehrt das Filmteam nach Bethlehem zurück, um die Jungen zu suchen und kennen zu lernen. Die sechs Kinder, heute Väter, waren zu jung, um die Intifada mit zu gestalten; sie haben weder politische Analysen noch Rechtfertigungen. Sie leben bis heute in der Altstadt von Bethlehem, ihre Verbindung zueinander ist nicht abgerissen. Das Filmteam ist eins von unzähligen, die die besetzten palästinensischen Gebiete seit Jahrzehnten täglich belagern – und vielleicht das einzige, das je zurückgekehrt ist. Aus Sorge, aus Interesse und Anteilnahme. Die kurze Begegnung zwischen Pose und Auslöser sowie die Rückkehr des Filmteams spannt ein fast zauberhaftes Band aus Fremdheit und Vertrauen. Die Männer erinnern, ulken, nehmen die Gäste mit auf ihre Arbeit und nach Hause. Sie diskutieren die Zerstrittenheit ihrer Gesellschaft und werden für kurze Zeit wieder zur Gang, deren Streifzüge unweigerlich an einer Mauer enden.
Projekt FILM IN AKTION
Besondere Aktualität bekam der Film 2014 im Rahmen unseres Projektes FILM IN AKTION. Geplant war ein mehrwöchiges Projekt in einem Berufskolleg zum Israel/Palästina-Konflikt. Die Lehrerin war in Gaza geboren. Geplant war das Projekt mit dem Autor Robert Krieg und seinem Film „Kinder der Steine – Kinder der Mauer“. Darin wird das Leiden der Palästinenser sehr anschaulich beschrieben. Wir hatten einen israelischen Studenten gefunden, der bereit war, die israelische Seite zu vertreten. In der Klasse herrschte eine starke Ablehnung der israelischen Politik vor. Mitten in diesem sehr heftigen, aber offenen Austausch war das Projekt ein Experiment, dass danke der Bilder und der menschlichen Nähe gelang. Mehr